BEGRÜNDUNG

Nachts fährt ein Güterzug durch Guadalajara in Richtung Norden. Vom ersten Signalton bis zum Verschwinden in der Dunkelheit vergehen über vier Minuten: eine endlose Kette von Waggons zieht langsam am Betrachter vorbei. Der Zug hat seine Höchstgeschwindigkeit noch nicht erreicht; es ist der entscheidende Moment für diejenigen, die aufspringen wollen. Eine alltägliche Szene in Mexiko, voller Spannung und Möglichkeiten.

Die Performance ist eine Videoprojektion eines Dokumentarfilms über Gnus auf einen fahrenden Güterzug in Guadalajara im Jahr 2015. Die gefilmten Bilder verschmelzen mit der gegenwärtigen Realität: Tiere, die einen Fluss überqueren, werden mit Menschen verbunden, die versuchen, auf einen fahrenden Waggon zu springen. Diese Verschmelzung schafft einen visuellen Raum, in dem Natur und menschliche Erfahrung miteinander in Dialog treten und eine ebenso kraftvolle wie beunruhigende Analogie bilden.

Das Werk beschränkt sich nicht auf Dokumentation; es zeigt durch diese Gegenüberstellung die Zerbrechlichkeit, Widerstandskraft und Dringlichkeit der Migrant*innen. Die Installation wird so zu einer künstlerischen Stellungnahme für Akzeptanz und Toleranz und erinnert daran, dass Migration kein neues Phänomen, sondern eine Konstante in der Geschichte der Menschheit ist.