PORTRAITS

BEGRUNDUNG

Diese Serie besteht aus dreizehn großformatigen Ölgemälden, die den Kapitalismus als unantastbares Dogma darstellen – einen säkularen Glauben, in dem die Existenz auf Konsum reduziert wird. Die Werke erinnern an die Ästhetik von Unternehmensporträts, doch die Protagonisten erscheinen mit Köpfen von Machttieren, Symbolen, die als Masken und Embleme wirken und verborgene Hierarchien und Triebe offenlegen. Die ironische Verwendung von Werbemaskottchen und Logos verstärkt die allegorische Lesart: Das Kapital wird personifiziert, in Autorität gekleidet und als unantastbare Macht etabliert.

Arámbula schlägt vor, dass die „Bestie“ keine externe Entität ist, sondern eine kollektive Konstruktion, die vom Glauben an den Markt getragen wird. Wie bei jedem Dogma liegt ihre Kraft in der breiten Akzeptanz – ein Glaubensbekenntnis, das die Welt ordnet, sie aber auch einer unmenschlichen und unnatürlichen Logik unterwirft.

Im Zentrum steht ein Pelikan, ein Tier mit besonderer symbolischer Bedeutung. In der christlichen Tradition wird der Pelikan mit Jesus in Verbindung gebracht, basierend auf dem alten Glauben, dass der Vogel sich selbst verwunden würde, um seine Jungen mit seinem Blut zu ernähren – ein Symbol für Opfer und Hingabe. Dieses Werk ist eine Neukontextualisierung von Leonardo da Vincis Salvator Mundi: Der Pelikan erscheint in ähnlicher Pose und hält eine Kristallkugel, die Wissen symbolisiert und das Logo der Weltbank enthält. Damit kritisiert die Serie die neue messianische Figur des globalen Kapitalismus, der Kontrolle und Wahrheit unter dem Deckmantel von Erlösung und absoluter Macht beansprucht.

Insgesamt lädt die Serie dazu ein, die Narrative zu hinterfragen, die wir als universelle Wahrheiten legitimieren, und über die unsichtbaren Strukturen nachzudenken, die unsere soziale Realität formen. Indem Arámbula die Masken der „Bestie“ enthüllt, konfrontiert sie uns mit der kollektiven Verantwortung, die Dogmen unserer Zeit sowie ihre ethischen und existenziellen Implikationen neu zu überdenken.